Das Innere Kind – 1 – Einführung in eine Methode zu mehr Selbstmitgefühl.

Dieser Artikel umfasst insgesamt 5 Teile.

Das innere Kind ist ein Gedankenmodell mit dem wir uns selbst helfen können, wenn wir in der Kindheit grundlegende Erfahrungen des Mitgefühls uns selbst gegenüber nicht erhalten haben. Diese Methode ist eine aktive Möglichkeit Selbstliebe zu kultivieren und sich selbst die Form der Führsorge zu geben, die dir vielleicht dein ganzes Leben lang schon gefehlt hat.

Die Tiefenpsychologie geht davon aus, dass unsere Probleme auf Erfahrungen beruhen, die in frühster Kindheit ausgelöst wurden. Die Verhaltenspsychologie spricht von angelerntem Verhalten, welches auch wieder verlernt werden kann. Die Gute Nachricht lautet, unser Gehirn funktioniert ähnlich wie ein Computerprogramm. Erlernte Programme können wieder überschrieben und verändert werden, denn grundsätzlich ist unser Geist sehr flexibel. 

Die Neurobiologie hat in jüngster Zeit die neuronale Plastizität des Gehirns entdeckt. Somit bestätigen alle wichtigen aktuellen psychologischen Grundströmungen, dass Heilung immer möglich ist, egal wie schwer das Trauma bei einer einzelnen Person auch sein mag. Es ist nie zu spät für eine Glückliche Kindheit – wir müssen jedoch anfangen uns selbst das zu geben, was wir uns von anderen Menschen wünschen und akzeptieren, dass dieser Prozess der Ganzwerdung bei stark traumatisierten Menschen länger dauert und womöglich zusätzliche professionelle Begleitung benötigt.

Laut meiner Erfahrung, lösen sich psychische Komplexe auf, wenn man sich an die Kindheit zurück erinnert und sich den verdrängten Themen und Gefühlen bewusst zuwendet und ihnen einen wohlwollenden Raum zur Entfaltung gibt.

Im Konkreten heisst das, dass wir das was wir in unserer Persönlichkeit als traumatisch oder für nicht entwickelt betrachen, quasi nochmal bewusst auswählen müssen. Bewusstes anwählen bedeutet, man muss es nochmal emotional auslösen und sich voll in diese Emotionen hineinbegeben. So ist das Thema quasi nocheinmal geöffnet, so dass es von Innen heilen kann und die Persönlichkeit verpasste Entwicklungsmöglichkeiten mit etwas Geduld nachholen wird. So verschwinden emotionale Wunden nachhaltig, wenn du dich selbst dabei als liebevoller Erwachsener begleitest.

Wie sind unbewusste Blockaden in unserem System enstanden?

Wenn wir nicht in der Lage sind, Themen zu verarbeiten, dann verschieben wir diese ins Unbewusste. Das ist eine uns innewohnende natürliche Fähigkeit, uns vor nicht zu bewältigenden Überforderungen schützen, denn oft hatten wir keine andere Möglichkeit. Und so mussten wir im Laufe unserer Kindheit und und auch im späteren erwachsenen Leben, viele Kränkungen abwehren, um in dieser Welt überleben zu können. Vieles was wir aus tiefster Seele entwicklen möchten, wurde uns durch die Umwelteinflüsse schmerzlich versagt, so dass wir unter den nicht gelebten authentischen Impulsen leiden, die sich nicht ausdrücken können, wenn diese nicht unterstützt werden. Die Innere Kind Methode gibt uns die Fähigkeit uns selbst dieser Unterstützer zu werden.

Da wir einst als freie Seele in diese Welt geboren wurden, gibt es tief im Inneren einen Anteil, der noch ganz ursprünglich und heil ist und den gilt es wieder zu befreien und zu unterstützen, damit wir einen größeren Einklang mit der umgebebenden Umwelt finden.

Manchen Menschen ist der Schmerz, den wir oft ein ganzes Leben in uns tragen schon das ganze Leben bewusst. Es gibt hochsensible Menschen, die vielleicht schon ihr die ganze Zeit wussten, dass ein Teil ihres Selbst in der Entfaltung seines authentischen Selbstausdrucks durch die Umwelt behindert wird. Andere Menschen kommen erst durch eine Lebenskrise oder eine schwere Krankheit zu der Erkenntnis, dass sie ihr Leben ändern müssen. Wieder andere bekommen, von ihrer Traumatisierung erstmal nichts mit.

Die Menschen denen das Bewusstsein noch fehlt, werden irgendwann schmerzhaft darauf hingewiesen. Denn oft sind wir erst bereit hinzuschauen, wenn es nicht mehr anders geht. Nur wenn wir stark genug leiden, fühlen wir uns oftmals hinreichend motiviert aktiv hinzuschauen, was da in unserem Leben los ist. Und so können wir das Leid hier auch als innere Führung des Unbewussten verstehen, welches uns erstmals auf ein Problem innerhalb unserer Psyche aufmerksam macht.

Solange wir Probleme noch wegschieben können, solange wir neue Strategieren erfinden, durch unzählige Ablenkungen oder Symptomlinderungen, solange sind wir nicht verzweifelt genug, um bereit zu sein wirklich hinzuschauen und ggf. das Leben grundlegend zu ändern. Veränderungen fallen uns immer schwer und deshalb sollten wir bedenken, dass wir dieses Schritt für Schritt umsetzten können.

Ich schreibe in diesem Blog für all diejenigen die sich bereits an diesem Punkt der Einsicht befinden, und ein grundlegendes Interesse an innerer Heilung und Potentialentfaltung haben.

Den Anstoss zur Veränderung kommt oft aus dem Unbewussten und führt uns nicht immer ganz freiwillig, zur Frage wie kann ich mir helfen?

Irgendwann entscheidet der Organismus, dass wir nun bereit sind, den alten Schmerz wieder aufzudecken, es sei denn der ist uns schon voll bewusst, was wohl auf die wenigsten Menschen zu trifft. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass Traumata meist in vielen kleinen Schichten abgetragen werden und es wirklich dauert, bis wir an einem Punkt der Freiheit angelangt sind. In der Regel passiert dieser Weckruf zu einem Zeitpunkt wo wir bereits eine gewisse Kraft haben, diesen Schmerz anzuschauen und genug innere Ressourven besitzen ihn zu ertragen. Wenn sich also ein Schmerz bei dir zeigt, bedeutet dass du bist stark genug ihn konstruktiv zu bewältigen.

Das Unbewusste besitzt kein Interesse daran, uns mit Traumata zu überfluten. In der Regel kommt immer genau das hoch, was der Organismus auch verarbeiten kann. Und so ist es kein Wunder, dass bei vielen Menschen, bei denen das Erwachen erstmals einsetzt, das Trauma zu diesem Zeitpunkt in einem neuen Außmaß sichtbar wird. Da das Ego aus den Blockaden des Traumas besteht, ist es logisch, dass sich in der Erfahrung der Ich Auflösung Teile des Traumas zeigen.

Nur dann wenn wir mit Emotionen konfrontiert sind, können wir uns vollständig mit unserem Trauma beschäftigen und es integrieren. Wer den Versuch unternimmt sich rein körperlich, rein intellektuell, oder rein energetisch zu heilen, heilt zwar auch, hat dann aber unter Umständen, die emotionale Ebene und die überaus wichtige Integration lebenswichtiger innerer Anteile übersprungen.

Die Innere Kind Arbeit ist meiner Meinung nach essentiell wichtig, weil die Emotionen einen zentralen Standpunkt im Leben eines jeden Menschen einnehmen und es einfach nicht reicht, emotionale Traumata rein intellektuell aufzulösen, indem wir uns von unserer Persönlichkeit dissoziieren. Auch wenn spirituelle Kreise dieses teilweise progagieren, ist dieses nicht die Verwirklichung der Erleuchtung die ich meine, wenn Menschen ihre authentische Persönlichkeit nicht freilegen und sich stattdessen hinter einer Fassade eines sprituellen Egos verstecken.

Auch die reine Körperarbeit nach Willhelm Reich und Alexander Lowen, mit der wir traumatische Erfahrungen aus dem System heraus zittern, schreien oder schlagen können, führt noch nicht zu dem umfassenden inneren Frieden, den ich persönlich anstrebe, denn das ist immer noch eine Form der Symptomlinderung. Erst wenn alle inneren Anteile bewusst in uns zugelassen und gewürdigt werden können, kann umfassender innerer Frieden und Selbstakzeptanz entstehen.

Was macht es so schwer uns selbst zu akzeptieren?

Theoretisch sind wir im Kopf oft längst soweit, und haben im groben verstanden warum wir ein Problem mit irgendetwas haben, aber um zu heilen, müssen wir uns den damit aufkommenden Gefühlen stellen. Dazu müssen wir erstmal einen Zugang zu unseren Emotionen finden. Und dazu brauchen wir genug Sicherheit, denn diese alten Gefühle aus der Kindheit, wo wir oft so hilflos waren, machen uns meist bis heute große Angst. Genau deshalb wollen wir uns diesen ja nicht zuwenden und das muss man sich erst mal eingestehen wollen. Sich einzugestehen, dass da noch etwas im argen liegt, vielleicht ein höchst bedürftiges, verlassenes und zurückgewiesenes kleines Kind, ist der erste Schritt.

Oft verdrängen wir unsere Bedürftigkeit so sehr, dass wir den Schmerz gar nicht mehr wahrnehmen können. Dann sieht man diesen Schmerz in anderen Menschen. Psychologisch sprechen wir hier vom Begriff der Projektion. Bei diesem Abwehrmechanismus, übertragen wir eigene ungesehene Themen auf die Umwelt. Dort sehen wir dann unser Problem, ohne uns mit dieser Thematik selbst zu identifizieren. Vielleicht kämpfen wir gegen eine bestimmte Situatition im Außen, gegen bestimmte Menschen, merken aber gar nicht, dass wir uns in diesen Situationen und in diesen Menschen selbst sehen und sie ablehnen, weil wir uns ablehnen.  

Wenn wir jedoch einen spirituellen Weg gehen, können wir ab einem gewissen Punkt der Bewusstheit, nicht mehr leugnen, dass wir all jene Personen selbst sind, die uns im Außen begegnen.

Wenn wir uns zunehmend als Einheit mit allen Lebewesen verstehen, können wir die Abspaltung, die wir als Ego erleben, nicht mehr aufrecht erhalten. Wenn du im Außen einen Konflikt erlebst, dann hat er mit dir zu tun. Denn du siehst immer nur dich immer selbst!

Am Ende dieser Artikelreihe zum Inneren Kind, wird es einen Schritte Plan nochmal als Zusammenfassung geben. Du kannst alles erst einmal in Ruhe lesen und auf dich wirken lassen, und dir später die einzelnen Schritte zum Selbstcoaching ansehen oder ausdrucken.

Wie können wir lernen, abgespaltenen Persönlichkeitsanteile auch emotional zurück zu uns zu nehmen? 

Verschiedene psychologische und Pädagogischen Richtungen, berichten davon, dass während der Kindheit ein Zeitfenster besteht, indem grundlegende Verhaltensweisen erlernt werden und es für uns darum schwer fällt, diese Verhaltensweisen später nocheinmal zu verändern. Die Pädagogin Maria Montessori nannte dieses Zeifenster Sensible Phasen oder Lernsensible Phasen. Vielleicht kennst du diese These im Bezug auf das Sprachen lernen. Als Pädagogin kann ich aus eigener Erafhrungauch sagen, dass da etwas dran ist.

Jahrhunderte lang galt es als wissenschaftlich anerkannt, dass unser Gehirn, sobald es einmal im Erwachsenenalter angekommen ist, nicht mehr formbar ist und dass weitgehend keine neuen neuronalen Verbindungen mehr in unserem Gehirn entstehen. Dies hielt sehr lange an, bis die Wissenschaft einen erstaunlichen Prozess namens Neuroplastizität entdeckten.

In den letzten Jahren wurden immer mehr über die sogenannte Neuroplastizität bekannt- die Fähigkeit des Gehirns sich den Umständen anzupassen und weiterzuentwickeln. Diese Fähigkeit führt auch dazu, dass unser Gehirn teilweise erstaunliche Selbstheilungskräfte entwickelt.

Neuroplastizität ist die Fähigkeit des Gehirns sich selbst zu ändern. Das Präfix „neuro“ bezieht sich auf die Neuronen in unserem Gehirn- die Nervenzellen in unserem Hirn und Nervensystem. Und das Suffix „Plastizität“ meint, dass es veränderbar ist.

Wir sind also in der Lage durch Gedanken und Übung unsere Gehirnstruktur zu beeinflussen und zu formen. Das Gehirn wird nicht nur anders geformt, sondern kann durch die Aktivierung bestimmter Areale an Volumen zunehmen und größer werden.

https://www.i-rm.org/neuroplastizitaet/

Was wenn das „Kind“ schon in den Brunnen gefallen ist und die Kindheit sub-optimal gelaufen ist? Was wenn dir immer etwas einscheidendes im Leben wie Liebe, Annahme, Anerkennung, Schutz, Unterstützung, Vertrauen, Verständnis, Mitgefühl, Respekt, etc gefehlt hat?

Es macht für unsere Selbstheilung absoluten Sinn, wenn wir unsere einschränkenden Glaubenssätze, die wir vielleicht aus der Vergangenheit übernommen haben, zu Gunsten von konstruktiven Glaubenssätzen verändern. Mache dir bewusst, dass du dir eine neue Kindheit erschaffen kannst. Ich möchte ich dir als jemand, der all das in der Kindheit nicht im außreichenden Maße erfahren hat, sagen:

Es ist nie zu spät für eine glückliche Kindheit. Du kannst sie einfach nachholen!

Im nachfolgenden Artikel – Das Innere Kind – 2- Konkrete Schritte zur Selbstannahme. Dem Kritiker etwas entgehen setzten. – beschreibe ich wie du dieses beginnen kannst, indem du lernst dich selbst liebevoll mit Hilfe der inneren Kind Methode zu begleiten.

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