
Kapitel 0 – Vorwort: Nichtwissen
Ich bin 2008 auf das Wort Luzid gestoßen, welches ich nicht kannte und fand dazu die Synonyme Luzifer, Lichtbringer und Luzider Traum im Internet. Das diese Themen mich die kommenden Jahre beschäfftigen würden, wusste ich damals noch nicht. Soviel Licht und Schatten, in einem Wort vereint. An Luzifer und Lichtbringer sah ich uninteressiert vorbei. Ich dachte mir, was ist bloß ein Luzider Traum? Dann fand ich als Synonym dazu, das Wort Klartraum. Was ist ein Klartraum? Ein Klartraum ist ein Traum, in dem der Träumer erkennt, dass er träumt und ab diesem Zeitpunkt seinen Traum steuern kann. Mir erschien das damals unmöglich, denn davon hatte ich noch nie gehört.
Kapitel 1 – Klartraumforschung in der Wissenschaft
Ich meldete mich in einem Traumforum an und lernte dort, dass der amerikanische Psychologe Stephen LaBerge, es schaffte, Probanden in einen Klartraum zu versetzen und von dort aus, vorher festgelegte Zeichen zu senden. Da die Augenbewegungen im Traum mit den tatsächlichen Augenbewegungen übereinstimmen, können Klarträume in einem Schlaflabor mit Hilfe vordefinierter Augensignale erfolgreich verifiziert werden. Die Probanden zeigten auf Absprache hin, die zweifachen Links-Rechts-Links-Rechts Augenbewegung, die von den Wissenschaftlern beobachtet und somit bestätigt werden konnten.
Ihr kennt das bestimmt, wenn ihr schon mal einen Menschen beim Einschlafen beobachtet habt. Da kann man sehen, dass sich die Augen unter den geschlossenen Lieder hin und her bewegen.
Hierzu ein Zitat aus Wikipedia:
Als REM-Schlaf vom englischen „rapid eye movement“ also schnelle Augenbewegungen, abgeleitet, wird eine Schlafphase bezeichnet, die unter anderem durch schnelle Augenbewegungen, bei geschlossenen Lidern gekennzeichnet ist. Dieses wird begleitet von einem verringerten Tonus der Skelettmuskulatur, (siehe auch Schlaflähmung oder Schlafparalyse) und einem spezifischen Aktivationsmuster im EEG.
Seitdem Stephen Laberge den ersehnten Beweis über die Existenz der Klarträume erbrachte, begann sich die Welt der Wissenschaft für den Klartraum zu interessieren. Dieses motivierte mich damals der ganzen Sache eine Chance zu geben, denn damals orientierte ich mich hauptsächlich an wissenschaftlich belegbaren Themen. Esoterik war für mich eine zweifelhafte Angelegenheit. Heute hat sich diese Sichtweise stark verändert. Wie das zu Stande kam, wird aus meinem Beitrag vermutlich hervorgehen.
Ich begann ein Traumtagebuch zu führen und stellte bald fest, dass ich meine Traumerinnerung stetig steigerte. Zudem übte ich eine ganze Reihe verschiedenster Klarheitstechniken, die ich im besagten Traumforum aufgeschnappt hatte. Die Begeisterung für den Klartraum hatte mich ergriffen.
Kapitel 2 – Motorisches Lernen im Luziden Traum
Es ist sogar möglich, motorische Fähigkeiten im Klartraum zu trainieren. Das Erstaunliche ist, dass Probanden ihre Fertigkeiten durch das Traumtraining steigern konnten. Gerade im Extremsport können Sportler auf diese Weise Bewegungsabläufe üben, ohne Verletzungen zu riskieren. Deshalb wird das Klarträumen auch im Bereich der Sportpsychologie als Erweiterung des Mentaltrainings erforscht.
Der bereits verstorbene deutsche Psychologe Paul Tholey, konnte mit seiner Technik bereits in den 80er Jahren eine breite Masse von Klarträumern begeistern. Auch heute ist Paul Tholeys Ansatz höchst aktuell und ähnelt dem tibetischen Traumyoga in gewisser Maßen, da er in seinem Training gezielt ein Metabewusstsein aufbaut. Tholey nennt diese Fähigkeit, die Metakognition und Achtsamkeit verbindet, Kritisches Bewusstsein.
Das Erstaunliche ist, dass motorisches Lernen im Klartraum messbar funktioniert. Tholey nahm nach einjährigem Klartraumtraining, an Europameisterschaften im Skateboard fahren teil. Es ist zwar nicht möglich, Muskeln durch Traumtraining aufzubauen, jedoch können neuronale Netzwerke, die für die Geschicklichkeit und das Training von Bewegungsabläufen verantwortlich sind, im Klartraum trainiert werden. Somit ist es möglich, motorische Abläufe im Schlaf zu trainieren.
Ein deutscher Sportwissenschaftler, der dieses Phänomen ebenfalls erforscht, ist Daniel Erlacher, dessen Buch „Motorisches Lernen im luziden Traum“ tiefe Einblicke über die Möglichkeiten des Klarträumens eröffnet. Neben Daniel Erlacher bleiben die Psychologen und Tadas Stumbrys und Melanie Schädlich als weitere bekannte Klartraumforscher zu erwähnen
Kapitel 3 – Der Klartraum als Simulator grenzenloser Freiheit
Natürlich stehen klarträumenden Menschen auch eine ganze Reihe an spaßbetonten Möglichkeiten zur Verfügung. Im Klartraum hast du eine körperliche und moralische Freiheit, die unvergleichlich ist. Du kannst phantastische Orte besuchen, unter Wasser atmen, auf dem Mond Golf spielen, dir ein Haus aus Schokolade bauen oder was dir sonst noch verrücktes einfällt. Deine Phantasien, setzte deine Grenze. Der Luzide Traum kann als Simulator und Inspiration für kreative und schöpferische Tätigkeiten genutzt werden. Auch physikalisch aufgebaute Versuche, können im Klartraum simuliert werden. Im Klartraum sind wir nicht an irdische physikalische Gesetze gebunden.
Von einigen berühmten Wissenschaftlern und Erfindern wird behauptet, dass sie Klarträumer gewesen sind. Über Nikola Tesla ( Physiker und Elektroingenieur) wurde gesagt, dass er ganze Maschinen auf der Traumebene entwickelte, die er dort nicht nur ausprobierte, sondern mit den Gesetzmäßigkeiten der Wachwelt kalibrierte, und dann in der Realität nachgebaut hatte. Es ist verhältnismäßig einfache im Traum, Informationen aus dem Unbewussten anzuzapfen, denn im Traum haben wir Zugriff auf eineb anderen Bewusstseinszustand. Wir nennen dieses das Traumbewusstsein.
Auch im künstlerischen oder poetischen Bereich, kann der Klartraum als Universalwerkzeug oder Inspirationsquelle genutzt werden. Mozart beschreibt in Briefen, wie ihm Melodien im Traum „zugeflogen“ sind. Yesterday der Beatles wurde im Traum komponiert.Auch der Zustand des Einschlafens, so wie der Zustand kurz nach dem Aufwachen, den Klartraumforscher hypnagog bzw Hypnagoge Phase nennen, kann bewusst für kreative Prozesse oder schamanische Reisen genutzt werden.
Im Klartraum erlebst du Alles hautnah mit deinen fünf Sinnen. Du kannst Sehen hören, fühlen riechen und schmecken. Ein Klartraum ist eine Live Aufnahme und keine Traum Erinnerung. Die Sicht im Klartraum, ist so unglaublich klar und brillant, dass du zunächst kaum glauben kannst, dass dieses ein Traum sein soll. Wenn ich diesen Moment der absoluten Klarheit erlebe, bin ich glücklich und euphorisch zu gleich. Und wirklich jeder will es unbedingt erleben, im Traum zu fliegen. Erwacht man aus einem Klartraum, ist man den ganzen Tag gut gelaunt und unglaublich Energie geladen.
Auch für Menschen, die an Persönlichkeitsentwicklung interessiert sind, hält der Traum einige Möglichkeiten bereit. Treffe dein Unbewusstes. Versöhne dich mit Menschen. Umarme deine Feinde. Stelle dich deinen Ängsten. Sterbe im Traum und überwinde die Anhaftung deines Egos. Diese unendlichen Möglichkeiten haben mich damals in den Bann gezogen. So sehr, dass ich für ca. 5-7 Jahre nichts anderes mehr im Kopf hatte, als Klarträumen zu wollen.
Nach zwei Monaten Training gelang es dann endlich. Ich habe erkannt, dass ich träume und bin wissend, dass ich im Traum fliegen kann, zum ersten Mal bewusst geflogen. Schon war der Klartraum wieder vorbei, denn ich wachte vor lauter Freude über dieses Ereignis auf. Später lernte ich die Klarheit während des Traumes zu verlängern. Ich lernte, neue Begriffe wie Traumkontrolle oder Traumlogik, und viele Techniken, durch die anderen Besucher des Forums, sodass, ich mein Wissen über den Klartraum immer mehr vertiefen konnte und sich meine Fähigkeiten entwickelten.
Hinzu kam, dass im Jahre 2010 der Film Inception ins Kino kam, welcher den Klartraum thematisch aufgriff. Auch wenn der Film für Menschen, die sich ernsthaft mit Klarträumen auseinandergesetzt haben, an vielen Stellen, falsch dargestellt wird. In Inception ist dann das meiste doch Science Fiction. Die visuelle Umsetzung hat jedoch sehr an die eigenen Klartraumerfahrungen erinnert.
Kapitel 4 – Die Erweiterung meiner Glaubenssätze
Wahren die Klarträume anfangs noch spärlich, gelang es mir zu meinen besten Zeiten zwei Klarträume pro Woche zu erhalten, die ich für alle möglichen kreativen Experimente nutze. Ich musste erforschen, wo die Grenzen des Möglichen liegen. So kam es, dass ich meine begrenzten Glaubenssätze immer mehr erweiterte. Ich verbrachte ein paar intensive Jahre, mit unterschiedlichsten Meditationsübungen, die Klarträumförderlich sind und öffnete mich auch immer mehr für spirituelle Themen. Dieses war ein regelrechter Bruch mit meinem zuvor eher wissenschaftlich orientierten Weltbild.
So stolperte ich über den nächsten Begriff, den ich wieder nicht zu zuordenen vermochte. Die Astralreise. Ich fragte ich mich dann, was ist eine Astralreise? Und was unterscheidet eine Astralreise von einem Klartraum? Auf diese Frage habe ich bis heute keine eindeutige Antwort gefunden, obwohl ich Unterschied wahrgenommen habe.
Mich begeisterten zu der Zeit die Bücher des Bewusstseinsforschers Robert Monroe, der mir ganz neue Möglichkeiten und Realitätsichten eröffnete. Robert Monroe war ein amerikanischer Toningenieur, der spontane außerkörperliche Erfahrungen erlebte. Monroe dachte, er sei jetzt total verrückt geworden. Da er ein logisch denkender Mensch war und nie zuvor von diesem Phänomen erfahren hatte, nämlich bei klarem Bewussteinsein den physischen Körper zu verlassen, konsultierte er einen Freund, der zufällig Psychiater war. Dieser führte umfassende psychische und physische Untersuchungen an Monroe durch, kam aber zu der Überzeugung, dass ihm nichts fehlte und Monroe die Erlebnisse als positive Fügung betrachten sollte.
Monroe fand sich mit der Diagnose ab und erforschte seither seine Erlebnisse. Er versuchte Wege zu finden, um anderen Menschen zu ermöglichen bewusste Außerkörperliche Erfahrungen auszulösen. Dazu gehören auch die Hemi-Sync Audio CDs, die heute, immer noch beim Monroe Institut zu beziehen sind. Die Hemi-Sync Technik arbeitet mit der akustisch induzierten Hemisphärensynchronisation des Gehirns, die dabei helfen sollen, meditative Bewusstseinszustände ohne jahrelanges Meditationstraining zu erreichen. Mit dieser Technik arbeitete ich sehr intensiv, bis ich selbst einige Außerkörperliche Erfahrungen auslösen konnte.
Später fand ich dann die höchst faszinierenden Beiträge von Tom Campbell, der die Naturwissenschaft und die Spiritualität in diesem Punkt für mich an einen Tisch brachte.Thomas Campbell ist Physiker, Bewusstseinsforscher und Autor der My Big TOE Triologie, welche die Struktur unserer Realität beschreibt und gleichzeitig eine umfassende Theorie über Bewusstsein liefert. Seine Theorie erklärt den Zweck von Realität und unsere Verbindung mit ihr.
Kapitel 5 – Die Senoi Stunde
Ich gründete 2013 mit einem anderen Forumsmitglied eine Traumanalyse Gruppe. Dieses kam zu Stande, weil uns beide bereits der nächste Traumhyp ergriff. Im Buch Kreativ Träumen, der Psychologin Patricia Garfield, erfuhren wir von der Traumkultur der Senoi, von dem sich der Titel des neuen Clubhouse Raums ableitet.
Was ist die Senoi Stunde?
Wir erzählen uns unsere Träume der vergangenen Nacht oder der vergangenen Woche und versuchen sie gegenseitig zu interpretieren. Der Austausch mit anderen Menschen hilft uns, unsere Träume aus einem anderen Blickwinkel zu sehen und einen Grund zu haben, um die Träume regelmäßig zu erinnern. Durch den Austausch mit anderen Trauminteressierten, habe ich sehr viel über das Deuten und Analysieren meiner eigenen Träume gelernt und zunehmend die selbstständige Fähigkeit zur Traumanalyse entwickelt. Früher musste ich andere Menschen fragen, was denkst du bedeutet dieser Traum? Irgendwann verstand ich die Sprache meines Unbewussten selbst. Bis die Notwenigkeit den Kontakt zum Unbewussten über die Methode der Traumarbeit zu gestalten wegfiel, weil mein Unbewusstes auch im Wachbewusstein immer konkreter mit mir sprach.
Was bedeutet das Wort Senoi?
Die Senoi sind ein Volksstamm aus Malaysia, der nach Aussagen einiger Traumforscher, eine ausgeprägte Traumkultur besitzt. Zu ihren traditionellen Stammesriten gehört es, sich am Morgen den Traum der letzten Nacht zu erzählen. Laut einem Bericht des Professors für Psychologie und Soziologie William Domhoff, soll es eine Beobachtung eines Senoi Dorfes gegeben haben, bei dem in 12 Jahren der Beobachtung keine einzige gewalttätige Auseinandersetzung dokumentiert wurde. Es wurde daher vermutet, dass die Arbeit mit ihren Träumen eine innerliche, seelische Ausgeglichenheit entstehen lässt. Dieses beschreibt ebenfalls eine Studie der Psychologin Janine Gierzig, welche die seelische Gesundheit von Probanden untersucht hat, die sich mittels Traumarbeit mit inneren Konfliktthemen beschäftig haben. Ihr Buch heißt: Luzides Träumen und seine Bedeutung für die seelische Gesundheit – Eine empirische Studie“
Zurück zu den Senoi. Es ist nicht ganz ersichtlich, wie viel Wahrheit an der Beobachtung William Domhoffs über die Traumarbeit der Senoi Kultur dran ist. Uns war das aber auch egal. Wir waren Fan der Senoi Idee, die sich aus der Sehnsucht westlich geprägter Menschen, nach mehr Herzlichkeit und Innerem Frieden entwickelt hat.
Neben Patricia Garfields Beschreibungen der Senoi Kultur sei Robert Wolff zu erwähnen. Robert Wolff, der als Psychologe 1962, in vielen eingeborenen Dörfern Malaysias unterwegs war, um dort die Ernährungsgewohnheiten der Malaien zu untersuchen, berichtet in seinem Buch „Das Lächeln der Senoi“ von den unterschiedlichen Stämmen, deren Kultur und dem natürlichen Umgang mit sich und der Umwelt. Er beschreibt die Senoi und ihre Verhaltensweisen, dabei spricht er u.a. auch über die Traumkultur.
Hier eine weiterführender Link über die Senoi Traumarbeit: Link: https://synergetik-therapie.de/Referate/Traumkultur.html
Die Senoi sind keineswegs die einzigen indigen Völker, die für ihre Traumkultur bekannt sind. Als weitere Quelle schamanisch wirkender Menschen haben mich die Bücher des US-amerikanischen Ethnologen und Schriftstellers Carlos Castaneda inspiriert.
Die Tolteken sind die Vorfahren der Azteken und lebten zwischen dem 10. und 12. Jahrhundert in Zentralmexico. Castanedas bekanntestes Buch, die „Kunst des Träumens“ hat weltweit viele Menschen mit dem wohl berühmtesten aller Reality Checks bekannt gemacht. Ein Reality Check ist ein Realitäts Test, der uns Klarträumern, dazu verhilft zu unterscheiden, ob wir wach sind oder träumen. Wir schauen dabei auf unsere Hände und prüfen die Realität. Dazu zählen wir die Finger und untersuchen, wie stabil das Erscheinungsbild der Hand ist. Haben wir 5 Finger, und bleibt die Hand in ihrem Erscheinungsbild konstant, ist das ein Indiz dafür, dass wir wahrscheinlich wach sind. Bei mehr oder weniger als 5 Fingern, oder dem Phänomen, dass unsere Hand womöglich ihre Form verliert, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass wir träumen. Sobald wir erkennen, dass wir träumen, beginnt der Klartraum. Es gibt eine ganze Reihe unterschiedlichster Reality Checks, die klarträumende Menschen zusammen mit dem von Paul Theoley definierten Begriff Kritisches Bewusstsein trainieren, um die Fähigkeit, den Traum als solchen zu erkennen, zu erhöhen.
Einen weiteren toltekischer Schriftsteller, der mir die Traumarbeit der schamanisch wirkenden Menschen in Mexico nahegelegt hat, ist Sergio Magana. Sein Buch „The Toltec Secred“ behandelt unter anderem seine Sichtweise auf den Umgang mit Krafttieren im Traum. Das ist ein deutschsprachiges Buch, trotz des englischen Titels. Sergio wird als der neue Castaneda gehandelt denn er wurde von den Hütern seiner Kultur auserwählt, das toltekische Wissen einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Über Castaneda sagt er, dass dieser aus einer Linie stammt, dessen Lehre sehr verwirrend ist, während er aus einer Linie stammt, dessen Lehre sehr klar ist.
Die Idee der Senoi Stunde war es auch, bei uns eine aktive Traumkultur zu etablieren und dazu bei zu tragen, dass der Traum in unserer Kultur als wertvoller Teil des Lebens verstanden wird. Wir alle haben in unsere Kindheit vermutlich die Worte gehört, das war „nur“ ein Traum. Auch meine Erfahrung als Erzieherin im Kindergarten, hat mir gezeigt, dass viele Kinder Angst vor ihren Träumen haben, aber eben keinen Erwachsenen, der ihnen einen Umgang mit der Traumwelt lehren kann. Meiner Erfahrung nach, macht es Sinn das Potenzial unserer Träume neugierig zu erforschen. Seitdem tragen einige von uns Traumbegeisterten diese Idee mutig in die Welt hinaus, um andere Menschen in unserem Kulturkreis von den Möglichkeiten, die in der Traumarbeit bereit hält, zu erzählen.
Wenn wir über unserer Träume sprechen, schenken wir unseren Träumen und somit unserer unbewussten Seite, Aufmerksamkeit. Das hilft uns, eine bessere Traumerinnerung und einen besseren Zugang zu unseren unbewussten Lebensthemen zu entwickeln. Ich kann sagen, der Traum ist mein Freund geworden. Mein Verbündeter, der mir von Zeit zu Zeit Einblick in mein Unbewusstes gewährt. Ja schenkt, denn die Kontrolle darüber, entzieht sich meinem Ego Verstand. Ich benutzte den Traum, um Lösungsansätze für Alltagsprobleme zu finden. Den Traum verstehe ich ebenfalls Sprungbrett für meine spirituelle Entwicklung.
Kapitel 6 – Muss ich Erfahrung in Traumdeutung haben, um bei euch mitzumachen?
Nein – wir machen das hier ganz intuitiv, und jeder auf seine Weise. Jeder Besucher der Senoi Stunde hat eine andere individuelle Art, auf den Traum zu schauen. Es geht für uns darum, uns gegenseitig zu unterstützen, den eigenen Traum selbst zu deuten. Manche Menschen deuten Träume vielleicht eher archetypisch, andere haben einen guten assoziativen Zugang und setzten den Traum in eine direkte Verbindung zum eigenen Leben.
Dazu hat der Schweizer Psychologe Carl Gustav Jung, der einer der bekanntesten Schüler Siegmund Freuds war, einen Ansatz formuliert, den er Objektstufe und Subjektstufe nannte. Die Objektstufe betrifft die Beziehung zwischen dem Träumer und der realen Umwelt. Die Subjektstufe beschreibt die Beziehung des Träumers mit seiner Innenwelt.
Jung fragte den Träumer zuerst nach seinen persönlichen Assoziationen zu verschiedenen Traumbildern. Falls dem Träumer zu bestimmten Bildern nichts einfällt, kann man eine Prozedur, die Jung als “Amplifikation” bezeichnet hat, anwenden. Hier wird versucht, durch ähnliche innere Bilder und Symbole aus Mythen und Volksmärchen den Träumer anzuregen. Wichtig dabei ist, dass das Bild für den Träumer stimmt und es ihm persönlich weiterhilft.
Mit zunehmender Erfahrung wurde mir klar, daß ein Traum nicht eine einzige einfache Deutung hat, sondern dass die meisten Träume “multidimensional” sind und je nach Blickwinkel andere Facetten zeigen. Auch das ist für mich das Interessante an einer gemeinsamen Traumgruppe, denn in der Gruppe entstehen durch die unterschiedlichen Perspektiven verschiedener Standpunkte auf den Traum, viele Möglichkeiten den Traum zu verstehen. Die Psychologin Maja Storch nennt das in ihrem Züricher Ressorcenmodell Ansatz, auch den Ideenkorb oder die Arbeit mit Fremdgehirnen.
Erzähle deinen Traum gerne in unserem Raum. Wir helfen dir im Anschluss, eine für dich stimmige Deutung zu finden, falls du das wünscht. Es ist auch in Ordnung den Traum erstmal nur zu erzählen. Manche Träume sind ja auch so schon wunderschön, ohne dass wir diese überhaupt analysieren müssen.
Traumanalyse und Klarträume sind übrigens wunderbare Lösungsansätze, für Menschen, die von Albträumen geplagt werden. Die Psychologin Brigitte Holzinger beschreibt in ihren Büchern, wie albtraumgeplagen Menschen das Klarträumen helfen kann. Fragen zum Umgang mit Albträumen sind in unserem Raum immer willkommen.
Kapitel 7 – Um den Rundgang bezüglich meiner Traumarbeit noch abzuschließen, möchte ich zuletzt noch das Traumyoga erwähnen.
Der Begriff des Traumyoga ist mir durch den tibetischen Buddhismus bekannt geworden. Kurz gesagt, geht es im tibetischen Traumyoga darum, das Klarträumen zu lernen, um in der Traum – Meditation Klares Licht (den Zustand der Erleuchtung ) zu erlangen. In dieser Erfahrung kann der Träumer erkennen, dass sich die Subjekt- Objektspaltung des Bewusstseins auflöst, mit der Folge, das das Wachbewusstsein und das Traumbewusstseins eins werden und er selbst Leer (das Nirwana) ist.
So eine Traumerfahrung der Leere, kann so intensiv sein, ja so transformierend sein, dass sie sich bis in das Wachbewusstsein hinein ausdehnt und eine lange Integrationszeit in die Persönlichkeit benötigt. Das Traumyoga gilt im tibetischen Buddhismus somit als Weg zur Erleuchtung.
Mein persönlicher Zugang zum Traumyoga hat sich zum großen Teil über die Begeisterung für die Senoi Kultur gebildet, die mich vor einigen Jahren sehr stark inspiriert hatte. Zwar habe ich kurze Erfahrungen in Klarem Licht durch die tibetische Technik machen dürfen, doch zog mich ab dem Zeitpunkt, wo ich dieses einmal erreicht hatte, die Klarheit im Wachbewusstsein an.
Mich inspirierte eine Geschichte aus dem Buch von Robert Wolff, die die Stammesmitglieder der Senoi träumten. Einer träumte von einem Baum, der Essbare Früchte trug. Sie erzählten sich am Morgen von diesem früchtetragenden Baum, zogen los und sie fanden ihn. In meinem damaligen, noch rein rational orientieren Realitätsverständnis, war das eine Sache, die mir Kopfzerbrechen bereitete. Alles was ich nicht verstehe, muss ich erforschen. So stellte ich mir wieder die Frage, wie machen die Senoi das? Und so erlebte ich immer mehr, wie mein Wachbewusstsein und mein Traumbewusstsein, immer weniger durch trennende Gedanken begrenzt wurden. Denn das woraus wir unsere Aufmerksamkeit richten, ziehen wir in unser Bewusstsein.
Das Ganze war auch nicht immer leicht für mich, denn dadurch dass ich in meiner Kindheit komplex traumatisiert wurde, stand meine Persönlichkeit nicht wirklich auf festem Boden. So erlebte ich im Rausch, alle Grenzen meines Bewusstseins aufzulösen, zwischen 2014 und 2016 mehrere spirituelle Krisen, unter anderem einen zutiefst psychotischen Bewusstseinszustand, bei dem mein Ich Bewussten abhanden kam. Dieser Zustand konfrontierte mich mit der Notwendigkeit, meine Tendenz alle Grenzen meines Bewusstseins gewaltsam einzureißen, zu stoppen und erstmal zu Lernen in Selbstliebe mit mir hier zu sein. Hier in meinem Körper. Hier in der Wachrealität. Die Psychose habe ich, nachdem ich sie psychotherapeutisch und ohne unterdrückende Medikamente aufgearbeitet habe, als Befreiung aus meinem alten Selbstbild, sowie als Initiation in ein schamanische Weltsicht verbucht. Dabei halt mir ebenfalls meine Erfahrung mit Traumanalyse, denn der Zustand der Psychose erwies sich für mich ähnlich symbolisch und archetypisch, so wie ich dieses bereits aus der Erfahrung mit Träumen kannte. So konnte ich alles Ver-rücktes durch Selbsterkenntnis und Verständnis für mich selbst, in meiner Persönlichkeit integrieren.
Seitdem ist meine Streben nach Klarträumen zurück gegangen. Meine heutige Traumyoga Technik besteht daraus, meine Wachrealität immer mehr als Traum (als Projektion meines Höheren Selbst) zu betrachten und so mein Wach- und Traumbewusstsein, schrittweise miteinander zu vereinen. Der Unterschied zu meiner damaligen Selbsterforschung ist, dass ich heute im Einklang mit meinen Bedürfnissen stehe und bewusst abwäge, welche Grenzen ich bewusst übertrete und wo ich Rücksicht auf meine ängstlichen und verletzlichen Selbstanteile, nehme.
Kontakt und Traumgruppe
Wer Unterstützung bei der Auseinandersetzung mit den eigenen Träumen sucht, kann mich gerne anschreiben, oder die Termine zur Senoi Stunde rechts im Veranstaltungskalender besuchen.